Warum „Kracauer Lectures“?
Mit ihrem Titel würdigt die Reihe „Kracauer Lectures in Film and Media Theory“ den gebürtigen Frankfurter Philosophen, Soziologen, Schriftsteller und Film- und Medientheoretiker Siegfried Kracauer (1889-1966), einen der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts im Feld der Film- und Medientheorie. Zugleich verweist der Reihentitel auf die Rolle Frankfurts und seiner Universität als Gründungsorte der kritischen Reflexion des Films und der technischen Medien im 20. Jahrhundert.
Die Reihe setzt sich zum Ziel, avancierte aktuelle Positionen der Film- und Medientheorie und der Medienphilosophie sowie der Medienreflexion in der Kunst- und Kulturwissenschaft und der philosophischen Ästhetik zur Darstellung zu bringen und damit einen Beitrag zur Erweiterung und Entwicklung des Feldes der Film- und Medienwissenschaft zu leisten, der am schnellsten wachsenden geisteswissenschaftlichen Disziplin in Deutschland.
Von ihrem Namensgeber erbt die Reihe den Ansatz, den Film als Anlass und Gegenstand des Denkens an einer Schnittstelle von Kultur- und Sozialtheorie anzusiedeln, sowie die Intuition, dass der Film und überhaupt die technischen Bildmedien gesellschaftliche Verhältnisse nicht bloß abbilden, sondern in wachsendem Maße strukturieren und prägen. Dieser Intuition folgend und dem Stand der Entwicklung der Film- und Medienwissenschaft in Deutschland und darüber hinaus Rechnung tragend, öffnet sich die Reihe neben ästhetischen Positionen auch solchen aus dem Bereich der Wissenschaftsforschung, der Technikphilosophie der Medien, der Kultur- und Medienökonomik und der politischen Theorie.
Schließlich ehrt die Reihe mit Kracauer auch den Theoretiker, der zunächst einmal Kritiker war. Zum Verhältnis von Theorie und Kritik schrieb Jean Starobinski, dass der Auftrag Kritik darin bestehe, dem grauen Einerlei der Theorie einen Sinn für die Regelübertretungen und die Widersprüchlichkeit des Werkes entgegen zu setzen. Die Kritik muss sich selbst zum Werk machen, sie muss die Risiken des Werks eingehen, „se faire œuvre elle-même et courir les risques de l’œuvre“, so Starobinski. Kracauer beherrschte die Kunst, das Werk nicht zum Exempel einer theoretischen Position zu reduzieren, sondern Theorie im Ausgang vom Werk zu entwickeln und dabei die Risiken des Werks einzugehen. Diese Kunst soll auch in den Beiträgen zu den „Kracauer Lectures“ zur Entfaltung gebracht werden.