Daniel Wildmann
Daniel Wildmann (W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin)
Moral, Nazis und Erinnerung nach 1945. Anne Frank im Film
Der Videomitschnitt dieses Vortrags ist noch nicht verfügbar.
1959 wurde der erste Dokumentarfilm zu Anne Frank in der DDR produziert (Ein Tagebuch für Anne Frank, 1959). Der erste abendfüllende Spielfilm war eine amerikanische Produktion (The Diary of Anne Frank, 1959). Die scheinbar minimalen Unterschiede in den Titeln – Ein Tagebuch für Anne Frank, Das Tagebuch von Anne Frank – deuten schon an, dass vom Beginn der filmischen Auseinandersetzung mit dem Tagebuch verschiedene Lesarten entworfen wurden. Ebenso treffen wir auf unterschiedliche filmische Genres und Formate, wie Spielfilm, Dokumentarfilm, Fernsehfilm, Fernsehserie oder Kinofilm, und auf unterschiedliche nationale Kontexte, wie es Produktionsstandorte wie die USA, Großbritannien, Italien, DDR oder BRD anzeigen. Der öffentliche Vortrag von Dr. Daniel Wildmann diskutiert die verschiedenen kinematographischen Interpretationen des Tagebuchs und deren Rekurse auf die jeweils aktuellen, sehr heterogenen innenpolitischen Debatten.
Dr. Daniel Wildmann, Programmleiter der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin, ist Historiker und Filmwissenschaftler. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Deutsch-jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts; Geschichte der Männlichkeit; Emotion, Visualität und jüdische Geschichte. Monographien (Auswahl): Begehrte Körper. Konstruktion und Inszenierung des arischen Männerkörpers im Dritten Reich (1998); Der veränderbare Körper. Jüdische Turner, Männlichkeit und das Wiedergewinnen von Geschichte in Deutschland um 1900 (2009). Aktuelles Forschungsprojekt: Feelings about Jews. Emotions and Morality in German Film, 1914-2014.