Sylvie Lindeperg
Sylvie Lindeperg (Université de Paris I – Panthéon-Sorbonne)
Der Weg der Bilder: Zwischen dokumentarischem Wert und gespenstischer Kraft
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Drei Geschichten von Dreharbeiten im Frühjahr und Sommer 1944 in einem Paris im Aufstand gegen die Nazis und in den Durchgangslagern von Theresienstadt in der Tschechoslowakei und in Westerbork in den Niederlanden. Wenn das gefilmte Bild schon nicht den Charakter eines Beweises hat, der ein historisches Wissen illustriert, das sich außerhalb seiner konstituiert, so eröffnet es doch, in seiner ganzen Zerbrechlichkeit und mit all seinen Mängeln, den Weg zu einer Geschichte des Wahrnehmbaren, die sich entlang den Körpern derer einschreibt, die ein his- torisches Ereignis zu verantworten haben, und derer, die seine Opfer waren. Das Bild erschließt uns die geistige Welt der Handelnden. Ein Zugang, der von dieser Annahme ausgeht, verlangt eine „Nahsicht“ des Kinos, die den Details und den Indizien ihre Aufmerksamkeit widmet, eine Bereitschaft sich gleichsam auf einen Nahkampf mit den Archivbildern einzulassen. Dieses Bestreben an den Ursprung der Bilder zurück zu gehen, führt auch zu der Frage nach der Rolle der Kunst in einer Welt der Barbarei, nach den Zweideutigkeiten der „künstlerischen Kollaboration“, und nach der Eignung des Kinos, zu einem Instrument des Widerstands und der Befreiung zu werden.
In Kooperation mit dem Institut français d’histoire en Allemagne (IFHA).
Sylvie Lindeperg ist Professorin für Geschichtswissenschaft an der Université-Paris 1 Panthéon-Sorbonne, wo sie das CERHEC (Centre d’études et recherches en esthétique du cinema) leitet. Zu ihren Publikationen zählen “Nacht und Nebel”: Ein Film in der Geschichte (Berlin 2010) und eine Reihe von weiteren Monographi- en zum Zusammenhang von Film und Geschichte. Lindeperg hat eine Reihe von Multimedia-Publikationen realisiert, darunter Images de guerre 1940–1945, und ist die Ko-Autorin von Jean-Louis Comollis Film Face aux fantômes.