Rosalind Galt
Rosalind Galt (King's College London)
Third Cinema’s Ghosts: Animist Aesthetics and World Cinema
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World Cinema wird oft als eine unzureichend politische Kategorie angesehen, die von den kapitalistischen und neokolonialen Strömungen der internationalen Filmfestivals und transnationalen Förderstrukturen vereinnahmt wird. Dieser Vortrag zielt darauf ab, eine andere Linie historischen Einflusses zu eröffnen, indem er die Erbschaften von „Third Cinema“ in zeitgenössischen Formationen des Weltkinos betrachtet. In einem Schlüsselmoment in der Geschichte der Filmtheorie las Fredric Jameson Kidlat Tahimiks antiimperialistischen Klassiker Perfumed Nightmare (1977) als Beispiel für das Scheitern des Befreiungsprojekts von „Third Cinema“ und die Einführung einer globalisierten kapitalistischen Ästhetik. Wenn wir dreißig Jahre später auf diese kritische Geschichte zurückkommen, tauchen andere Fragen auf. Die kritische Debatte über den Film beschreibt eine koloniale Geopolitik des Wissens, eröffnet aber auch Räume, um diese Erkenntnistheorie anzufechten. Kidlats indigene Kritik der destruktiven Modernisierung weist auf das filmtheoretische Potenzial des Animismus hin, einer vorkolonialen Weltanschauung, die einen anderen Rahmen für das Verständnis der Ästhetik und Politik des filmischen Raums, der Zeit und der Visualität bietet. Wie können wir Animismus als theoretisch bedeutsame und politisch resistente Form neu denken? Indem dieser Vortrag den Animismus als eine südostasiatische Form der filmischen Weltgestaltung vorschlägt, versucht er, sowohl eurozentrische Filmtheorien als auch kritische Debatten über die Politik globaler Strömungen im Kino zu verkomplizieren.
Rosalind Galt ist Professorin für Filmwissenschaft am King’s College London. Ihr jüngstes Buch ist Alluring Monsters: the Pontianak and Cinemas of Decolonization (Columbia UP, 2021). Sie ist außerdem Autorin von Pretty: Film and the Decorative Image (Columbia UP, 2011), Gewinnerin des BAFTSS-Preises für das beste Buch, The New European Cinema: Redrawing the Map (Columbia UP, 2006) sowie Co-Autorin von Queer Cinema in the World (Duke UP, 2016), Gewinner des SCMS Katherine Singer Kovács-Buchpreises und Mitherausgeber von Global Art Cinema: New Theories and Histories (OUP, 2010). In den Jahren 2019–2020 erhielt sie ein Lee Kong Chian NUS-Stanford Fellowship on Contemporary Southeast Asia und ein Leverhulme Research Fellowship. Sie veröffentlicht zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Weltkino, Gender, Sexualität und politische Geschichte.